Erzähle deine Geschichte – werde Teil vom "Veteran"

Es gibt Momente, die brennen sich ein. Manche stolz. Manche schwer. Manche still.
Wenn du gedient hast, trägst du sie in dir.
Wir laden dich ein, deine Geschichte mit uns zu teilen. Erinnerungen, Gedanken vielleicht Bilder.
Aus ihnen entstehen neue Motive wenn Du es erlaubst – inspiriert vom echten Leben.
Denn was wir erzählen, lebt weiter.
FschJg
Sprungschule in Altenstadt
Letzter Pflichtsprung aus der Transall C-160. Es ist leicht bewölkt, etwas Wind. Das Gurtzeug fest angezogen, Sprunggepäck und Waffe verstaut. Wir marschieren los. Durch die Ladeluke der C-160 strömt uns ein Geruch entgegen, der sich nicht eindeutig fassen lässt –eine Mischung aus kaltem Maschinenöl, metallischer Trockenheit und etwas anderem. Fast wie Blut.
Es ist, als hätte der Raum selbst den kollektiven Adrenalinschub Dutzender Springer gespeichert – Angst, Vorfreude und Entschlossenheit konserviert in einem Geruch, der sofort unter die Haut geht. Obwohl es nicht der erste Sprung ist, steht die Anspannung allen ins Gesicht geschrieben. Ein verstohlenes Grinsen ist nur in den Augen der Sprungmeister zu sehen.

Die Ladeluke wird hochgefahren, ein unverkennbares Dröhnen von Rolls-Roys Triebwerken geht los. Wir rollen an - wenige Sekunden später nochmal ein kurzer Stop. Dann das Hochtouren der 2 Triebwerke - nur wenige Sekunden - das Dröhnen brachial und laut, die Bremse wird gelöst und 12000PS schieben unaufhaltsam los. Kein Sportwagen aus dieser Zeit, konnte da mithalten.
Nach wenigen Sekunden ist die Flughöhe erreicht. Kurz fühlt es sich an wie ein normaler Urlaubsflug - und dann - Es geht los. „AUFSTEHEN – EINHAKEN!“ wird durch das Flugzeug gebrüllt. Letze Kontrolle der Reißleinen und Schirme. Der Sprungmeister geht durch die Reihen und steht nun an der Tür um diese zu öffnen, der Blick starr und konzentriert. Wir rücken vor, eng aneinander – wir müssen da zügig raus. Der erste Mann der Sprungreihe ist für den Schritt ins Leere bereit und wartet auf das nun schon bekannte Geräusch. Die ganze Reihe wirkt, als warte sie auf einen Schuss am Startblock. Es ist kein Hupen, kein Piepen – eher ein kurzes, scharfes Vibrieren, wie ein Stromstoß durch die Luft. Das Geräusch vergisst du nie!
Ich bin letzter Mann der Reihe und schiebe mit voller Kraft nach vorn. Die grüne Lampe glüht, und die Befreiung ist da – niemand denkt mehr, kein Ausbruch möglich. Die Sprungreihen stürmen zeitgleich aus den Türen und stürzen sich in die Tiefe. Einer nach dem anderen tritt an die Tür heran – ein kurzer Blick, ein Nicken, Hände an die Reserve, der Schritt ins Leere. Kurz hört man das donnernde Brummen der Turboprops – dann der schlimmste Moment: Die Leine wird straff, plötzlich und brutal. Das Gurtzeug quetscht dir kurz die Luft – und anderes – ab. Plötzlich: Stille. Sanftes Rauschen. Blick nach oben – Routine – keine Zeit, sich umzuschauen oder zu genießen. Von oben höre ich Geräusche – einer der Kameraden treibt in meine Fangleinen. Sekundenbruchteile später beginnt die Fahrstuhlfahrt. Drei-, viermal sackten wir nacheinander ab, unkontrolliert, verheddert. Dann trifft er mich – mitten im freien Fall – mit voller Wucht an der Schulter. Ich spüre sofort: Da ist Schlimmeres passiert. Wir trennen uns, die Schirme stabilisieren sich. Ich lande – irgendwie, mit Sprunggepäck an den Beinen – und bleibe einen Augenblick liegen - Knochen sortieren – hat nicht so richtig funktioniert. Die Sanis haben das Spiel beobachtet und sind schon auf dem Weg zu mir.
Ein Tag später.
Mein Springerabzeichen wird mir auf die Brust gepresst – ein Arm in der Schlinge, das Schulterblatt gebrochen – die Metallspitzen bohren sich in die Haut. Ein Moment voller Stolz, der sich für immer einbrennt.

Pz
Truppenübungsplatz Jägerbrück
Es ist noch früh am Morgen, als das vibrieren der Fensterscheiben im Kasernengebäude zu vernehmen ist. Obwohl die Leopard1A5 unserer Kompanie mehr als 300m entfernt abgestellt sind, spürt man das dröhnen der Mercedes 10 Zylinder Mehrstoffmotoren in gesamten Kasernengelände. Die ersten Panzer rollen anscheinend gleich los, während wir noch unser Geraffel packen. Fix noch zur Waffenkammer und schon gehts los.

Unser Panzerkommandant ist ein korrekter Typ, hat richtig Plan und uns ausgebildet. Wir machen unser Gefährt startklar - Ich nehme erstmal den Richtschützenplatz ein und wenige Sekunden später hört man schon das jaulen des Anlassers. Und dann das Geräusch beim Start der Maschine. Knapp 37 Liter Hubraum sorgen für ordentliches sattes Klangbild. Es ist immer wieder beeindruckend und obwohl wir wissen, dass es nur der kleine Bruder vom Leo2 ist , sind wir mächtig Stolz auf unseren Kleinen. Los gehts - einige Minuten Fahrt bis zur Panzer-Schießbahn im Land der 3 Meere... Wald Meer - Sand Meer - Nichts Meer
Den ganzen Einweisungskram erspare ich Euch - Wir stehen irgendwann auf unsere Position und ich fange als Ladeschütze an. Das erste Schießen mit dem Leopard 1A5. Bisher gabs nur Trockenübungen aber jetzt gilts. Wir schießen mit der Übungsmunition und ich habe die erste Patrone geladen und mit dem Ladehebel die Kanone freigegeben. Der Kommandant weist dem Richtschützen das Ziel zu - lasern - FEUER. Ich schaute zu dem Zeitpunkt ein wenig aus der Luke. Der Abschuss war eine Gewalttat! Ich wusste, dass man sich festhalten soll, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Neben der unerwarteten starken Druckwelle wird der Turm mit einem beißenden Pulvergeruch durchflutet und der Morgentau der sich auf dem Turm gesammelt hatte, spritzt mir ins Gesicht. Ich traue mir nicht mehr richtig Luft zu holen um nicht Husten zu müssen und stelle mir vor, wie das wohl sein muss, wenn die Luken im Gefecht geschlossen sind. Ich lade nach und das Spiel wiederholt sich. Nach einigen Schuss hat man sich dran gewöhnt aber ich realisiere auch, dass ich mich niemals an der Stelle aufhalten will, wo so ein Teil einschlägt...

Wir wechseln irgendwann die Positionen und ich werde zum Richtschützen. Das macht Laune, ist wie beim Computerspielen nur das Force-Feedback ist einfach unschlagbar. Wir bekämpfen ein paar Ziele mit der Bordkanone und nun kommen unsere Pappkameraden dran, wofür wir das Bord MG verwenden sollen. Der Kommandant weist mich ein und ich suche mit dem Bildgerät den Bereich ab, aber nichts - doch - nein wieder weg. Was war das? Bewegliche Ziele - frage ich zurück. NEIN - ist die Antwort. Ich suche den Bereich weiter ab und da sind sie wieder - keine Pappkameraden sondern lebensechte Panzergrenadiere aus der Nachbarkaserne laufen in Schützenreihe quer über die Panzerschießbahn. Die Richtschützen anderer Panzer haben - die Wahnsinnigen - auch entdeckt. Leben am Limit würde ich sagen. Wir brechen alle sofort ab, zum Glück rechtzeitig, so eine 7,62mm kann auch ins Auge gehen.